Halloween

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(aga)

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Halloween überregional

Halloween wird in der Nacht vor Allerheiligen vom 31. Oktober auf den 1. November gefeiert. In dieser Nacht (bzw. in den Abendstunden des 31.10.) ziehen vor allem Kinder in gruseligen Verkleidungen von Haus zu Haus und fordern unter der Androhung von „Saurem“ (Ärger, böse Taten) „Süßes“ (in Form von Süßigkeiten oder anderen Spenden) ein. „Süßes oder Saures“, im englischen das bekannte „Trick or Treat“.

Geschichte

Halloween war als Teil des irischen Allerheiligenfestes mit den irischen Einwanderern Ende des 19. Jahrhundert nach Amerika emigriert. Es war ursprünglich als ausgelassenes Vorabendfest mit Festessen und Alkohol angelegt und hatte sich aus der Tradition ergeben, dass sich die Armen und Bedürftigen an diesem Abend Speisen und Gaben erbaten und diese mit Segen und Gebeten vergolten. Erst in den 1920er und 30er Jahren wurde dies allmählich durch das sogenannte „Trick or Treat“ ersetzt, bei dem nun verkleidete Kinder Heischegänge machten (Heischen = Gaben erbitten oder einfordern) und an den Haustüren kleine Spenden wie Süßigkeiten verlangten. Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts kamen in Amerika zunehmend okkulte und mystische Elemente hinzu, gepaart mit einer zunehmende Verkommerzialisierung des Brauches: Insbesondere in den 80er Jahren erfuhr Halloween einen Hype, der durch Marketing, Medien und viele Filme zum Thema bedingt war. Nun hatte man an diesem Abend auch gegen Hexen und böse Geister zu kämpfen. Vermehrt ging es auf der Straße um Spuk und heute erfahren ganze Straßen eine Ausstaffierung mit Spinnennetzen und Gruselkulissen und ganze Häuser werden zu Spukvillen. Nach Deutschland wurde der Brauch von den amerikanischen Besatzungssoldaten gebracht. Anfangs hatte auch bei uns die Welle der amerikanischen Spielfilme (allen voran John Carpenters Halloween aus dem Jahre 1978) für Aufmerksamkeit gesorgt. Seit den 1980er Jahren drängten dann viele offensiv beworbene, amerikanische Artikel wie Kostüme, Accessoires und Dekorationsartikel auf den Markt. Zu Beginn der 1990er Jahre startete der Brauch in Deutschland dann wirklich durch: Zunächst in den rheinischen Gebieten und Südwestdeutschland, die als klassische Hochburgen von Fasching und Karneval ihr „Jahresbudget“ an Spaßtagen so noch weiter vor den 11.11. (Karnevalsbeginn) ausweiten konnten. Dementsprechend stiegen auch die hiesigen Karnevalsartikelhändler in den Halloweenmarkt ein.

(c)agaritz

Herkunft

Halloween stammt aus dem Brauchkomplex der Feiertage Allerheiligen und Allerseelen, die von der Kirche in den Jahren 835 und 998 zum ersten Mal offiziell festgelegt worden sind. Im Wort Halloween ist die Erklärung bereits mit angelegt: Es ist das „All Hallows Eve“, wobei Eve einen Vorabend bezeichnet und Hallow heilig bedeutet, was also soviel heißt, dass es sich um einen Termin am Vorabend von Allerheiligen handelt. Das Doppelfest Allerheiligen und Allerseelen wiederum war vor allem im Mittelalter sehr populär, weil es sich inhaltlich um die Frage drehte, wohin unsere Seelen nach dem Tode wandern, wo sie sich bis zum jüngsten Gericht aufhalten und wie und ob man sie auch posthum noch erretten kann. Es drehte sich also um die Frage nach dem Fegefeuer, dem Purgatorium, in dem die Seelen auf den Tag des jüngsten Gerichtes warten. Verbunden war damit die Vorstellung, man könne vom Diesseits aus mit Gebeten und Gaben um Gnade und Milde für die Seelen im Jenseits sorgen. Man sah so auch das eigene Seelenheil nach dem eigenen Tod von anderen umsorgt. Diese geistigen „Spenden“ für die Armen Seelen wurden durch die irdischen Spenden von Speis und Trank an Bedürftige am Vorabend des Festes erweitert (ähnliche Heischebräuche gibt es auch zu Ostern, der Fassnacht und und mit Dreikönige und Nikolaus auch im Umfeld der Weihnacht). Das Fest und der Brauch sind also recht eindeutig mit dem christlichen Jahreskalender und dem Allerheiligenfest verbunden.

Keine keltischen Wurzeln nachweisbar

Die immer wieder zu lesende und hörende Theorie, es gäbe eine Verbindungslinie des Brauches zum keltisch-angelsächsischen Fest des Totengottes Samhain, ist hingegen wissenschaftlich widerlegt und nicht mehr zu halten. Die Existenz einer keltischen Gottheit namens Samhain ist fraglich und der nur vage überlieferte Samhain-Termin, der den Übergang vom alten in ein neues Jahr markierte, bleibt inhaltlich sehr unerklärt, da er von keinerlei Primärquellen ausführlich beschrieben wird. Die vielen Mutmaßungen und Legenden beziehen sich allesamt auf Sekundärquellen aus der Zeit ab dem 7./8. Jahrhundert. Es ist nicht gewiss, inwieweit die älteren nicht-christlichen Bräuche zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch bekannt waren, bzw. ob sie nicht damals schon historisierend nachkonstruiert worden sind. So mögen wohl schon im 7./8. Jahrhundert viele Gerüchte über wilde keltische Feste mit unrühmlichen Totenkulten und Menschenopfern erschaffen und befördert worden sein, die sich leider bis heute überliefert bzw. fortgesetzt haben. In den direkten, auf die Keltenzeit (ca.800 v.Chr. bis ins Jahr Null) bezogenen historischen Quellen oder archäologischen Befunden lassen sich letztlich keinerlei Hinweise auf Formen oder Inhalte eines angeblichen Samhain-Festes finden, aus denen sich Verwandtschaften oder Bezüge zum viel späteren christlichen Halloweeen herleiten ließen.

Fazit

Es geht beim irischen Halloweenfest nicht um die Beschwörung von heidnischen Geistern, die man mit Gaben besänftigen muss (was man des Öfteren hört), sondern ursprünglich um die Fürsorge für die Seelen der Verstorbenen. Das christliche Motiv diente zunächst der Armenversorgung und entwickelte sich in den späteren Zeiten, in denen diese zunehmend verstaatlicht wurde, zu einer immer mehr ausgelassenen Feierkultur, die sich ihrer ursprünglichen Bezüge nur noch teilweise oder gar nicht mehr bewusst ist.

Halloween in Augsburg

In der Stadt Augsburg beschränken sich die Ereignisse am Halloween-Abend auf Partys, wie sie in Kneipen oder Clubs zum Teil schon seit vielen Jahren stattfinden. So z.B in der Kantine, im Kesselhaus oder im Spectrum. Dabei handelt es in der Regel sich um reine Kostümparties mit dem Thema Horror und Grusel. Die Augsburger Skeptiker haben in einigen der vergangenen Jahre Infovorträge zur Herkunft und Geschichte des Brauches im Keller der Gaststätte Annapam veranstaltet. Was umherziehende Heischegänger betrifft, trafen wir bei unserer eigenen Recherche im Stadtgebiet nur recht wenige Partygänger, im Stadtteil Haunstetten aber einige Gruppen von Erwachsenen, die zusammen mit ihren Kindern unterwegs waren. Zum Teil waren das Gruppen mit bis zu zehn Personen. Es gab zudem auch Jugendliche, die ihre kleineren Geschwister begleiteten. Alle hatten sich viel Mühe mit ihren z.T. aufwändigen Kostümen gemacht. Etwas mehr Verbreitung haben Halloween und Trick or Treat unseren Erkundigungen zufolge wohl auf dem Land um Augsburg herum. Hier sind laut Aussage einiger Gewährspersonen Heischegänge von Kindern in einigen Orten vermehrt anzutreffen.

Eine Straßenumfrage in Augsburg

Die folgende Straßenumfrage mit einer kleiner Original-Ton-Collage entstand im Jahr 2022 und wurde von Dr. Andreas Garitz (in der Innenstadt) und Rüdiger Frank (in Haunstetten) durchgeführt.

Originaltöne-Collage mit umherziehenden Eltern-/Kindergruppen in Haunstetten in den Abendstunden des 31.10.2022, (c)Rüdiger Frank.

Straßen-Interview mit Halloween-Partygängern in der Innenstadt am späteren Abend des 31.10.2022, (c)agaritz.

Weblinks

Quellen

  • BEITL, Richard und Klaus (Hg.): Wörterbuch der deutschen Volkskunde (3.Aufl.). Stuttgart 1974
  • DÖRING, Alois: Zum Troste der armen Seelen. Novemberbräuche in der Eifel. In: Neues Rheinland 26, H.11/ 1983, S. 10-11.
  • DÖRING, Alois: Halloween im Rheinland. Notizen zu einem Forschungsprojekt. In: Zeitschrift für Volkskunde 97, 2001, S. 281-283.
  • HARTINGER, Walter: Religion und Brauch. Darmstadt 1992. Die Termine der JAHRESFEUER in Europa. Erläuterungen zur Verbreitungskarte. Red.: Mathias Zender. Göttingen 1980.
  • LEXIKON für Theologie und Kirche (3. Aufl.) Bd. 1, 1993, Sp. 405-406.
  • MAIER, Bernhard: Die Religion der Kelten. Darmstadt 2001.
  • MOORE, John: Halloween in den Vereinigten Staaten. In: Marina Scheinost (Hg.), Haube, Hausfrau, Halloween. Lebendige Kulturwissenschaft. Festschrift für Elisabeth Roth zum 75. Geburtstag. Hildburghausen 1996, S. 85-91.
  • SANTINO, Jack: Halloween in America. Contemporary Customs and Performances. In: Western Folklore 42, 1983, S. 1-20.
  • Mannteuffel